
Wenn das Leben uns alte Muster spiegelt
In diesem sehr persönlichen Text teile ich meine Erfahrung mit der Angst vor Sichtbarkeit – einer Angst, die oft dann auftaucht, wenn wir beginnen, wirklich wir selbst zu sein. Ich erzähle von alten Wunden, inneren Stimmen und der Kraft, die entsteht, wenn wir unseren Schmerz nicht mehr verdrängen, sondern annehmen. Eine Einladung, dich selbst liebevoll zu sehen – auch in deiner Verletzlichkeit.
Update vom 8.11.25: Ich habe den folgenden Blogbeitrag heute kurz wieder herausgenommen – einfach, um noch einmal innezuhalten. Ich habe gespürt, dass ich darin etwas sehr Zartes von mir geteilt habe, das mich auch verletzbar macht. Doch nach einer Weile des Innehaltens bin ich zu dem Entschluss gekommen, ihn trotzdem zu veröffentlichen – weil ich glaube, dass Verletzlichkeit kein Zeichen von Schwäche ist – sondern der Ort, wo wahre Verbindung entsteht: Von Herz zu Herz. Möge dir dieser Artikel auf einer tiefen Ebene dienen…
Die Angst vor Sichtbarkeit – und was sie mir gezeigt hat
Gestern hatte ich so einen Tag, da fühlte ich mich dünnhäutig. Sehr verletzlich. Irgendwie unsicher. Als ob mein Herz sich dauernd um dieselben Fragen drehte:
Kann ich standhaft bleiben, wenn mich jemand (öffentlich) kritisiert? Kann ich meine Energie halten, wenn alles um mich zerbricht? Was ist, wenn jemand etwas sagt, das mich trifft?
Bin ich mir klar genug darüber, wer ich wirklich bin? Oder gibt es Urteile, die mein Selbstverständnis erschüttern könnten – genau dort, wo ich mir meiner selbst noch nicht sicher genug bin?
In meiner Seelenarbeit, die darin besteht, meine innere Wahrheit zu leben (und ich glaube das ist die Seelenaufgabe von uns allen) – und sie auch sichtbar zu machen – dreht sich alles genau um dieses Thema: Sichtbarkeit vs. Verletzlichkeit.
Ich glaube, es gibt eine Ebene, auf der Sichtbarkeit und Verletzlichkeit das gleiche bedeuten. Denn wir können uns selbst nur sehen, wenn wir radikal ehrlich zu uns selbst sind. Gleichzeitig geht radikale Ehrlichkeit oft mit Verletzlichkeit einher. Das eine bedingt also das andere.
Und während mein Herz immer wieder danach ruft, in den Ausdruck zu gehen, fühle ich mich manchmal auch genau darin blockiert. Denn wie so viele von uns habe auch ich als Kind gelernt, dass es gefährlich ist, die eigene Wahrheit zu sprechen und mich so zu zeigen wie ich wirklich bin. *Indem ich Verletzlichkeit zulasse.
Doch ich spüre, dass es im Leben genau darum geht:
Uns von diesen alten Schichten zu befreien, die uns von außen auferlegt wurden, und die unser wahres, freies, freudvolles Selbst verschleiern. In der letzten Woche beschäftigte ich mich intensiv mit so einer „auferlegten Schicht“ – einer Schicht, die die Worte trägt:
„Wenn ich mich zu emotional zeige, könnte ich schwach wirken – und „Schwäche“ ist unerwünscht in einer Gesellschaft, die darauf konditioniert wird, immer „stark“ zu sein.“
Und während ich mich in den letzten Tagen mit diesem alten Glaubenssatz und den damit verbundenen Emotionen beschäftigte, kamen immer wieder auch alte Gedanken in mir auf – vertraut aus meinem früheren Leben, aus der Kindheit. Die Angst, komisch zu wirken, nicht verstanden zu werden, nicht dazu zu gehören. Die ganze letzte Woche fühlte ich eine dichte Mauer um meine Mitte herum – als wenn sie mich zu schützen versuchte und verhindern wollte, in die Sichtbarkeit zu gehen.
Ich fühlte mich innerlich bewölkt – meine Sicht war trüb – und ich sah alles aus der Brille eines uralten Energiefeldes in mir, bestehend aus alten Überzeugungen und Ängsten, die nun bereit waren, an die Oberfläche zu treten. Das schlechte Wetter und der alles umhüllende Nebel draußen waren der perfekte Anlass dazu.
Und als ich gestern eine Runde spazieren ging, um mich innerlich ein wenig aufzuklären von all der Schattenarbeit, meldete sich eine sanfte Stimme in mir, die sagte:
Der Nebel ist da, weil er dich zwingt, bei dir selbst hinzusehen – nicht weiter, nicht woanders. Jetzt ist die Zeit, deine alten Überzeugungen zum Thema Sichtbarkeit zu hinterfragen. Jetzt ist die Zeit, dich selbst zu sehen – so, wie du wirklich bist. Kannst du das? Siehst du die Wahrheit hinter den Schatten, die sich im Lauf deines Lebens wie Schleier um dein Selbst gelegt haben, dich umhüllt haben, um dich zu schützen? Weißt du, wer du bist, wenn all diese Schleier abfallen?
Die Stimme meiner Seele erscheint wie das Licht eines Leuchtturms in der inneren Nacht – sie taucht kurz auf, stellt Fragen, klärt auf, verschwindet wieder.
Dann erinnerte ich mich an die Vorkommnisse aus letzte Woche:
Eine Freundin erzählte mir von einem Bekannten, der zu Cybermobbing forscht. Schon das Wort löste in mir Unbehagen aus – weil es mich daran erinnerte, dass es so viele Menschen gibt, die feindselig und manipulativ sind, die gezielt verletzen wollen. Eine Mischung aus Trauer und Enttäuschung machte sich in mir breit – über all die Seelen, die scheinbar den Kontakt zu sich selbst verloren haben und ihn womöglich auch nie im Leben wiederherstellen werden, weil sie ihre eigene Verletzlichkeit nicht zulassen können. Zu tief ist ihre eigene Wunde, um hinzuschauen.
Doch dann kam wieder eine innere Stimme:
Diese Seelen haben ihren Weg gewählt. Es ist kein leichter. Sie müssen sehr dunkel werden, um ihn zu gehen. Doch auch ihre Aufgabe dient einem höheren, kollektiven Zweck: anderen Menschen ihren Schmerz und ihre Angst zu spiegeln, damit Heilung geschehen kann.
So trafen mich 2019 die Worte eines Lesers mitten in meinen unausgesprochenen Schmerz – der mich letztlich aber auch in die Heilung führte:
Ich hatte eine große Community in den sozialen Medien aufgebaut und schrieb in meinem Blog „Voninnenheraus.de“ über Themen wie Wahrheit leben, innerer Führung vertrauen und authentisch sein. Gleichzeitig lebte ich in einer Beziehung, die nicht meiner inneren Wahrheit entsprach. Ich zweifelte oft, sehnte mich nach etwas anderem – und verurteilte mich dafür, nicht konsequent meine Wahrheit zu leben, obwohl ich genau dazu in meiner Arbeit inspirieren wollte. Dann schrieb mir ein Leser. Seine Worte trafen mich mitten ins Herz – hart und übergriffig. Ich fühlte mich ertappt und zugleich durchschaut in meinem unausgesprochenen inneren Konflikt. Das war der Moment, in dem ich alles löschte und meine Sichtbarkeit beendete.
Ich schwor mir, erst wieder sichtbar zu werden, wenn ich auch das lebe, was ich teile. Dieses Versprechen habe ich gehalten.
Heute weiß ich: Es war gut, dass ich damals gegangen bin. Es war gut, dass ich damals von jenem Leser kritisiert wurde, auch wenn es wehtat. Denn der Schmerz hat mich dazu bewegt tiefer hinzusehen und mein Leben neu auszurichten. Ich war damals noch nicht bereit, wirklich sichtbar zu sein. Ich stand noch nicht in meinem Licht, in meiner Kraft. In meiner eigenen Wahrheit.
Und gestern war sie wieder da, diese Frage:
Stehst du jetzt in deiner Wahrheit?
Bist du bereit, jetzt wirklich sichtbar zu sein?
Kannst du dein inneres Kind halten, wenn es darauf ankommt?
Kannst du bei dir bleiben?
Meine ehrliche Antwort darauf ist: Ich bin mir noch nicht wirklich sicher, ob ich bereit bin, wirklich sichtbar zu sein. Aber ich bin auf meinem Weg – und dieser Blog ist mein Anfang.
Die Angst vor Sichtbarkeit bleibt dennoch. Sie ist unser gesunder Schutz und gleichzeitig fordert sie uns auf, über uns hinauszuwachsen. Sie lädt ein, uns selbst zu halten – in jeder Lebenslage. Besonders, wenn wir uns verletzlich fühlen.
Manchmal meditiere ich mit meiner Angst vor Sichtbarkeit und stelle ihr Fragen. Zum Beispiel, was sie mir sagen will und wovor sie mich schützen will. Und so stellte sie mir in meiner Meditation gestern eine Gegenfrage:
Bist du bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen? Denn mit Sichtbarkeit kommt Verantwortung.
Dann spürte ich Druck im Hals – als wollte etwas hinaus. Etwas will gesagt, geteilt werden.
Und dann ist dieser Text geboren – aus meiner Angst vor Sichtbarkeit.
Schließlich wurde mir klar: Unsere Ängste werden vielleicht immer ein Teil von uns bleiben. Es geht auch gar nicht darum, sie zu bekämpfen. Sondern sie anzunehmen und zu fühlen.
Denn wenn wir beginnen, unsere Ängste zu fühlen und mit ihnen liebevoll zu sprechen, dann enttarnen sie sich als das, was sie wirklich sind: als ein Tor zu einer wahrhaftigeren, freieren Version unserer Selbst.
Wo kämpfst du noch mit dir selbst, anstatt dich anzunehmen wie du bist? Schreib mir, wenn du magst, und teile deine Gedanken mit mir. Ich freue mich über deine Nachricht.
Von Herz zu Herz,
Marta
Mama, Seelenbotschafterin, Erinnerin, Herzenswegbegleiterin
Früher suchte ich nach Freiheit.
Heute weiß ich: Freiheit bedeutet, sich selbst und dem eigenen Herzensweg ein JA zu geben.
In meinen Texten schreibe ich über das, was mich bewegt – über das Leben, das Fühlen und den Mut, den eigenen Weg zu gehen.
Meine Worte sind Einladungen, dem eigenen Herzen zuzuhören und sich selbst zu vertrauen.
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